Dienstag, 18. Oktober 2016

The Jayhawks
17. September 2016
Passionskirche, Berlin-Kreuzberg


Wenn die Jayhawks nicht zu mir kommen, dann muss ich eben zu den Jayhawks gehen. Kein Konzerttermin im Westen, kein Termin in einem Umkreis von 300 Kilometer an einem Wochenende. Dann eben nach Berlin.

Ich war bestens vorbereitet auf das Konzert. Hatte mir über pledgemusic.com eine Sonderedition des neuen Albums in den US of A bestellt. Zu einer Zeit als das neue Album noch in der Vorproduktion war. Weißes Doppelvinyl mit Unterschriften der Bandmitglieder auf dem Gatefold Cover. Nicht, dass ich Autogramme sammle, aber ich empfand diese Option als nettes Beiwerk. Pledgemusic hielt mich dann auch stets auf dem Laufenden. Ich bekam eine Nachricht, dass die CDs nun versandfertig seien, die Vinylproduktion sich aber wegen Problemen im Presswerk verzögern würde. Dann bekam ich die Musik schon mal vorab als MP 3- und FLAC-Dateien. Und schließlich wurde mir mitgeteilt, dass nun auch die Schallplatten fertig seien. Da sich die Band bereits in den USA auf Tour befand, fragte ich mich, wie die denn jetzt die Cover unterzeichnen wollen. Vielleicht hat sie ja der Hausmeister des Presswerks unterzeichnet. Ist eigentlich auch egal. Schöne Platte. 75 US-Dollar hat der Spaß gekostet. Das war es mir wert. Auf Discogs hat mittlerweile schon jemand 130 € für so ein Teil bezahlt.





Achso, auf der Bonusplatte versammeln sich Outtakes und Demos. Sehr schön. Die Jayhawks glänzen übrigens oft mit solchen Extras, die sich entweder auf Reissues ihrer Alben oder auf CD-Singles finden. Aus diesem Grund bin ich stets bemüht, solche Extras zu aufzuspüren, einschließlich der Soloarbeiten von Gary Louris und Mark Olson. Interessant sind auch Golden Smog. In diesem Projekt haben u.a. Gary Louris und Jeff Tweedy von Wilco zusammengearbeitet.

Während ich die Tickets bestellte, kümmerte sich Babett um die Bahntickets und eine Übernachtungsmöglichkeit. Sheraton Grand Hotel Berlin Esplanade. Der Name hat was.



Also ab nach Berlin. Babett stieg in Hamm zu. Vor der Show haben wir meine amerikanische Brieffreundin Rickee, die zufällig für einige Zeit in Berlin lebt, in einem Biergarten getroffen. Wir haben uns vor etwa 10 Jahren im offiziellen Zappa-Forum kennengelernt. Rickees Sohn hat zu der Zeit in Dweezil Zappas Band gespielt. Allein dieses Treffen war die Reise schon wert. Wir haben uns zwei Stunden intensiv unterhalten und dann beschlossen, die Vorband sausen zu lassen, um eine weitere Stunde mit Rickee anzuhängen. Ich hoffe, es war nicht das letzte Treffen.

Babett und ich sind dann zu Fuß zur Passionskirche gelaufen und haben noch ungefähr 2 Minuten vom Auftritt der Vorgruppe mitbekommen. Karl Blau. Diese zwei Minuten haben mir schon gereicht, um die aktuelle Platte zu bestellen.

Der Veranstaltungsort war eine evangelische Kirche im Stadtteil Kreuzberg. Obwohl ich nicht religiös bin, habe ich eine Schwäche für architektonische Reize von Sakralbauten. Und die Passionskirche geizt tatsächlich nicht mit ihren Reizen. In diesem Ambiente hatte ich bisher noch kein Konzert gesehen, einmal abgesehen von Gitarre spielenden Ministranten, die in grauen Wollsocken und Sandalen Gottesdienstlieder in Messen spielten, denen ich gezwungernenmaßen beiwohnte.

Und das Konzert ?


Von der Akustik hatte ich mehr erwartet, die Setlist ließ dagegen keine Wünsche offen. Dieses Mal hatten sie eine Steel Guitar dabei. Im Zugabenteil spielte Gary Louris drei Stücke solo. Ich war wieder einmal begeistert, wie cool und lässig diese Musik ist. Die Band strahlt überhaupt eine Aura von Entspanntheit aus, die unglaublich ist. Grateful Dead brauchten für diesen Eindruck kiloweise Drogen. The Jayhawks schaffen das einfach so. Karen Grotberg an den Keyboards lächelte den ganzen Abend zufrieden vor sich hin. Ich wahrscheinlich auch. Ich mag diese Band einfach sehr.





Nach der Show nahmen wir die U-Bahn zurück ins Hotel. Was für komische alte Wagen die da haben. Hätte mich nicht gewundert, wenn da als Zielort Hermann-Göring-Platz gestanden hätte. Das Hotel hat dann noch Rache an unserer günstigen Buchung genommen. Ein Bier 7,50 € an der Bar. Babett hatte zwei Cocktails zum Preis von 75 kg vergoldeter Limetten. War uns dann auch egal. Der Siegessäule auch.


 Die Reise hat sich gelohnt.


Angelyne, forgive me
We threw it all away
You could never stand living with a man
Who could only lead you half way
Angelyne, forgive me
We threw it all away
I could never fit into your plans
I'm nobody's man

Don't you tell me how to live my life
Don't you tell me how to live my life












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